Von Mensch, Medium und sowas

Ich habe mich jetzt wirklich lange rumgequält – wollte ich doch schon immer mal etwas zu Lebensphasen, den Zusammenhängen und all dem anderen Kram schreiben. Ich war mir aber immer auch nicht so sicher ob meine unwissenschaftliche Perspektive sinnvoll, richtig und wichtig ist. Ich gehe hierbei übrigens von meiner persönlichen, relativ mittelständisch geprägten, Sichtweise aus – Also egal! Los gehts!

Lebensphase: Jugend

Die Jugend ist geprägt von gewaltigen Kommunikationsabläufen. Die allseits bekannte Pubertät, in der sich vieles, psychisch wie physisch, bei uns Menschen verändert, prägt diese Lebensphase. Wir sind in dieser Phase auf der Suche nach Identität, unserer Sexualität und entwickeln eigene Wert- und Moralvorstellungen. Das kann natürlich nur mit unendlich viel Kommunikation zwischen Menschen gelingen. Ob das nun Streitereien um Regeln und Grenzen mit den Eltern, die Gespräche mit Gleichaltrigen, das schauen von Youtube oder die Whatsapp-Gruppe ist – alles erstmal pure Kommunikation mit tieferem Sinn.

In jeder einzelnen Sender-Empfänger-Kommunikation setzt sich das Puzzle der eigenen Identität mehr und mehr zusammen: Teile werden probiert und passen nicht, werden neu geordnet, finden einen neuen Platz oder gehören vielleicht gar nicht in das Puzzle und werden aussortiert.
„Immer den Rand als erstes!“ höre ich mich selbst als Kind beim puzzlen sagen. Wenn man diese Metapher genauer betrachtet wird das so oder so ähnlich vermutlich auch bei der Neuordnung unserer Teile im Kopf passieren.

Neben echten Menschen ist das Smartphone übrigens ein wunderbares Werkzeug dafür. Meiner Meinung nach übrigens der wichtigste Grund wieso dieses Gerät für Jugendliche so unermesslich wichtig ist. Sie nutzen es um eine unglaublich anstrengende Lebensphase zu bewältigen. Wie die JiM-Studie übrigens zeigt, nicht ausschließlich sondern zusätzlich.

Begeistert Trends mitzugehen, auszuprobieren, die neuesten Technologien für sich zu entdecken und zu nutzen gehört ebenso dazu. Alles scheint relevant, interessant und will ausprobiert und entdeckt werden. Alles kann dabei hilfreich sein, sich zurecht zu finden und eine Identität zu entwickeln und führt vielleicht sogar zu späteren Berufsperspektiven. In dieser Lebensphase kann man sich für fast alles begeistern, es muss nur unterschwellig in irgendeiner Form der Entwicklung dienen (Beispiel: peergebundene, jugendkulturelle Trends), und das tut in Jugend schließlich fast alles.

Lebensphase: Erwachsen

Erwachsen sein heißt für mich nicht, dass wir plötzlich irgendwann körperlich ausgewachsen sind und alles können und wissen müssen. Erwachsen sein oder werden ist für mich maßgeblich geprägt von Verantwortung übernehmen. Wir beginnen Verantwortung zu übernehmen: Für uns selbst, Wohnung, Job, Bildung, oder Beziehung. Und schleichend übernehmen wir in immer mehr Bereichen immer mehr Verantwortung – das Leben stellt nämlich sehr, sehr viele Anforderungen an uns. Übrigens ist der alte Spruch „Das Leben ist kein Ponyhof“ nicht ganz passend. Betrachtet man das nämlich genauer, kann das Leben sehr wohl einem Ponyhof gleichen. Mit allem was an Organisation im Hintergrund dazu gehört. Wer einen Hof besitzt wird wissen wie viel Zeit und Arbeit darin steckt, allen Anderen bleibt nur der Blick von Außen – eben wie im richtigen Leben.

Ich erwachse also im Rahmen meiner Verantwortung für mich und meine mittel- und unmittelbare Umwelt. Auch diese Lebensphase ist geprägt von Kommunikation, die nun weniger der eigenen Findung (Lebensphase: Jugend), als mehr der Einordnung und Strukturierung meiner Welt und Umwelt gilt.

Trends mitgehen ist immer noch wichtig, aber nimmt bereits in dieser Phase langsam und stetig ab. „Ich muss nicht mehr jeden Trend mitgehen – Trends kommen und gehen“ hört man erwachsene Menschen immer wieder sagen. Es ist ja auch schlicht weniger Zeit dafür da.

Ich erinnere an die Menschen in meinem Alter (also um die 30), die gerne Computerspiele spielen. Wurde früher jedes zweite Blockbuster-Spiel gekauft und auch fast durchgespielt ist heute kaum noch Zeit ein ganzes Spiel durchzuspielen – meist werden sie nur gekauft mit der Idee sie mal zu spielen. Es gibt aber schließlich eine Menge anderer Aufgaben die in unserer Verantwortung stehen und sich in der inneren Prioritätenliste mehr und mehr nach oben arbeiten.

Lebensphase: Entwachsen

Haben wir unser Leben nach und nach in trockenen Tüchern, viele Verantwortlichkeiten und Abläufe sind geklärt und alles läuft in mehr oder weniger geregelten Bahnen, beginnt die Phase des Entwachsens:

Entwachsen sein ist geprägt von einer langsamen Beruhigung, der Sicherheit und der Klarheit darüber, dass das Leben einigermaßen funktioniert. Kommunikation findet in dieser Phase nur mehr zu den eigenen Themen und größtenteils nur noch im vorher gefestigten und entwickelten Rahmung der Welt statt – Welt und Umwelt sind ja größtenteils für mich strukturiert und eingeordnet, eine eigene Identität bereits ausgebildet.

Auch neuen Trends muss man sich nicht mehr zwangsläufig hingeben. Sie bieten mir kaum noch Möglichkeiten mich beruflich weiter zu entwickeln oder andere „lebenswichtige“ Aufgaben damit zu bearbeiten. Auch einen Wert für meinen Alltag bieten diese Trends nur noch teilweise, da der Alltag ja auf einem langjährig und sorgsam aufgebauten Lebensfundament aufbaut.

In dieser Phase fällt es Menschen (siehe Lebensphase: Jugend) zunehmend schwerer, sich für neue Dinge zu begeistern. Mit der Begeisterung fehlt auch der nötige Entdecker- und Abenteuerdrang. Gefahren sind schnell ausgemacht – Unsicherheiten werden kaum mehr zugelassen. Unter Umständen würden diese Unsicherheiten ja unser ganzes, lebenlang entwickeltes und auf jahrealten Werten und Normen fußendes, Fundament ins bröckeln bringen. Ein Wort aus der Technik fällt mir hierzu ein: „Disruptiv“, also System- oder Gleichgewichtszerstörend.

Entwachsene nähern sich also mit all ihrem Wissen und ihrer Erfahrung aus Jugend- und Erwachsenenphase diesen disruptiven Entwicklungen (Beispiel Smartphone) deutlich langsamer und immer mit dem gebührenden Abstand an. Das kann für sie bedeuten, dass sie vielleicht ihr erstes Smartphone zehn Jahre nach der eigentlichen Markteinführung in den Händen halten und von den vielen Möglichkeiten genervt und gestresst sind. Die Bedienung fällt unter Umständen deutlich schwerer, weil die Welt der Technik für sie vielleicht bisher aus haptischem Feedback bestand (Knopf drücken *click*).

Das Ganze ist übrigens vollkommen in Ordnung und wird von mir nicht kritisiert.

to be continued…

Wann wir Menschen jeweils in diese drei Stufen geraten, halte ich für sehr individuell, so wie das Leben eben ist. Allerdings bin ich mir sicher, dass Douglas Adams schon 2002 in seinem Buch „Lachs im Zweifel“ den Nagel mit diesem Zitat auf den Kopf traf:

1.
Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich
und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt dazu.
2.
Alles, was zwischen deinem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend
und revolutionär und kann dir vielleicht zu einer beruflichen Laufbahn verhelfen.
3.
Alles, was nach deinem 35. Lebensjahr erfunden wird,
richtet sich gegen die natürliche Ordnung deiner Dinge.

Ich bin hier jetzt noch nicht fertig, muss allerdings erstmal richtig sortieren ob ich für mich auf dem richtigen Weg bin. Auch bin ich mir im Klaren darüber, dass das Geschriebene natürlich nicht für alle gilt. Es gibt auch Menschen in gehobenem Alter, die weiterhin einen fast kindlichen, wünschenswerten Entdecker- und Abenteuerdrang haben. Genauso junge Menschen die ich schon als Erwachsen oder auch Entwachsen bezeichnen würde. Im Bereich „Fridays for Future“ z.B. könnte ich mir durchaus ein paar Scheiben vom Verantwortungsbewusstsein abschneiden, das junge Leute da teilweise an den Tag legen.

Ich werde das Thema für mich in weiteren Blogeinträgen noch weiter bearbeiten, hole mir jetzt allerdings erstmal Impulse von Außen.