Hardware-Tipps für digitale Konferenzen

Bei mir kommen aktuell immer mehr Fragen zu Equipment für Webinare und digitale Veranstaltungen an. Darauf will ich heute eingehen und aufzeigen, dass so eine Ausstattung durchaus für Mehr genutzt werden kann, als nur das virtuelle Miteinander.

Vorab: Das beste Setup ist das was für dich, aber auch für deine jeweiligen Gegenüber, gut funktioniert.
Vorab²: Falls ihr für eure Mitarbeitenden Mikrofone, Kopfhörer oder Headsets anschaffen wollt – Bitte pro Person ein Gerät. Keine Büro-Geräte für mehrere Personen, das ist unglaublich unhygienisch. Wer sich mal die Telefonhörer im Büro angeschaut hat, weiß wovon ich rede.

Das low-budget Setup

Vermutlich ist das low-budget Setup für euch einfach der Arbeits-Laptop mit der integrierten Webcam und dem dazugehörigen Mikrofon. Dieses Setup kann durchaus, teils abhängig von der Leistungsfähigkeit des Laptops, gut funktionieren trotzdem hat es seine Grenzen:
Es wird haptisch wie organisatorisch schwer für euch, die Bildschirmfreigabe sinnvoll und ohne große Verzögerungen zu nutzen, da ihr nur den kleinen Laptopbildschirm zur Verfügung habt.
Wenn mehrere Menschen sprechen wollen, dann kann es zu deutlichen Rückkopplungen bei euch und den anderen Nutzern kommen (Das Mikrofon nimmt in Wiederholung den Ton des Lautsprechers auf und gibt diesen über die Lautsprecher wieder). Dies ist ein wirklich unangenehmer und störender Effekt.
Aufgrund der Bauweise der integrierten Mikrofone (auch abhängig vom jeweiligen Gerät) nehmen sie häufig während ihr sprecht Hintergrundgeräusche auf und geben diese an die anderen Teilnehmenden weiter (Straßengeräusche, Familienmitglieder, Türklingel, Tastatur etc).
Das Mikrofon klingt häufig verzerrt und ist stark höhenlastig (ein Problem das viele interne Mikrofone in Laptops haben). Das kann (auf Dauer) sehr unangenehm für die anderen Teilnehmenden sein und sorgt damit für eine teils unangenehme Atmosphäre.
Die Wiedergabe über die Laptop-Lautsprecher lässt Menschen im Umfeld im Zweifel mithören oder der Ton stört andere Personen die im Haushalt oder im Gemeinschaftsbüro sitzen.

Tipp: Achtet darauf, dass euch diese Dinge nicht passieren. Sie stören. Im besten Fall testet ihr dieses Setup vorab mit Menschen die ihr kennt.

Das einfache Setup

Im einfachsten Setup ist ein Headset für euch am sinnvollsten, Video halte ich an dieser Stelle für zweitrangig.
Ein vernünftiges Headset wird euch schon einen deutlichen Vorteil verschaffen:
Ihr klingt angenehmer und das wirkt sich darauf aus, wie ihr von den Teilnehmenden besser wahrgenommen werdet. Ein besserer stimmlicher Klang sorgt für mehr Aufmerksamkeit und erhöht die Zeit, die man euch gut zuhören kann.
Ob über USB oder Klinke verbunden halte ich für vernachlässigbar. Ich empfinde allerdings USB als „as simple as possible“, Denkt hierbei dran das Headset einmalig vorher einzurichten. Also steckt es nicht erst 2 Minuten vor Beginn des Meetings oder des Webinars das erste mal ein. Und bitte testet euer Setup vor jedem Meeting/Webinar – da bieten die verschiedenen Tools jeweils Möglichkeiten in den Einstellungen um die eigenen Audio-Einstellungen ausgiebig zu prüfen.
Richtet euch das Mikrofon so ein, dass es etwas Abstand zu Mund und Nase hat – Schnaufen und Nuscheln sind anstrengend und gehören nicht in ein Webinar oder Meeting.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich nur Geräte verlinke, die ich selbst schon mal genutzt und mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Es gibt noch viele Marken auf dem Markt, die sicher auch alle ihre Stärken haben. Die an dieser Stelle aufgeführten Sennheiser Headsets finde ich auch deshalb so gut, weil sie nicht aussehen wie riesige Gaming Headsets, sondern eher dezent auf dem Kopf sitzen und ein gutes Preis/Leistungsverhältnis haben.

Das Sennheiser PC 8.2 USB Headset

Das Sennheiser PC 5.2 Klinke Headset

Das Sennheiser PC 3.2 Klinke Headset

Tipp: Falls eure Kinder vielleicht gerade nicht im Haus sind und ein Gaming Headset besitzen, benutzt das! Sieht wild aus, klingt aber einfach deutlich besser als das eingebaute Laptop Mikrofon.
Bei Headsets kann man, wie überall auch, sehr viel Geld ausgeben wenn man möchte – irgendwann bemerkt der Laie allerdings die Qualitätssteigerung nicht mehr.

Das Mittelklasse Setup – Video und Audio

Ihr besitzt bereits ein Headset und habt eure Audioqualität damit gesteigert? Dann nutzt doch eine gute Webcam dazu, damit man euch auch bei schwierigeren Lichtverhältnissen gut sieht (Bitte nicht mit dem Rücken zum Fenster setzen). Webcams werden in der Regel per USB verbunden. Achtet also vor dem Kauf darauf, dass ihr noch genug USB Anschlüsse zur Verfügung habt.
Ich habe bisher ausschließlich Erfahrungen mit den Geräten von Logitech gemacht – übrigens nur Gute, die verlinke ich euch hier kurz:

Logitech C920: Meiner Meinung nach das beste Preis/Leistungsverhältnis. Gibts auch mit Abdeck-Kappe, finde ich sehr sinnvoll.

Logitech Streamcam: Meiner Meinung nach aktuell eine der besten USB Webcams. Eigentlich fürs Livestreaming, aber macht auch im Webinar ein sehr gutes Bild.


Es geht deutlich günstiger aber auch deutlich teurer, die Preise bei Webcams haben sich leider mit den Corona-Einschränkungen stark nach oben entwickelt. Achtet beim Kauf einer Webcam mindestens darauf, dass sie in FullHD (720p, 1080p), in einem guten Winkel (75-90°) und in 30 frames pro Sekunde (fps) aufnimmt.

Ihr wollt euer Audio auch noch verbessern? Dann macht eine Kombination aus Kopfhörern und einem (USB-)Kondensator-Mikrofon Sinn.
Kopfhörer machen am meisten Sinn, wenn ihr sie auch für andere Dinge nutzen könnt. Schaut also, dass ihr euch Kopfhörer zulegt, die ihr vielleicht auch mal bei einer kleinen Reise mitnehmen könnt, hier das was ich besitze:

Philips Fidelio L2B0/27: Weil ich eh ein bisschen audiophil bin, hab ich mir sehr gute Kopfhörer geholt, die ich auch unterwegs benutzen kann. Die Fidelio-Reihe von Philips sind schlicht Wahnsinn. Das ins Kabel eingebaute Mikrofon ist für die Nutzung am Smartphone eine Bereicherung. Es gibt hier auch noch günstigere Varianten, z.B. die Fidelio X2. Findet man häufig noch jenseits von Amazon und sind qualitativ auch super:

Das Gleiche gilt übrigens bei Mikrofonen. Ihr wolltet schon immer mal ein Hörbuch aufnehmen oder einen Podcast machen? Dann macht ein USB-Kondensator-Mikrofon für euch durchaus Sinn, ich stelle euch mal zwei vor:

Das Blue Yeti USB: Der Klassiker – zuverlässig und schon mit Tischstativ ausgestattet. Hat mir noch nie Probleme bereitet und eignet sich wunderbar auch für den mobilen Einsatz, falls ihr mal irgendwo ein Interview aufzeichnen wollt o.ä. Tipp: Es gibt vom Yeti auch noch die Nano Variante, wer es günstiger mag.

Das auna MIC-900B USB: Durfte ich schon ein paar mal bei Bekannten testen und finde es für seinen Preis wirklich unschlagbar (Vor allem weil es schon in einer Spinne sitzt, dadurch unempfindlicher gegenüber Vibrationen). Ihr braucht allerdings noch mindestens ein Tisch-Stativ. Die gibts meist beim Musikfachhändler um die Ecke, verlinke ich euch auch noch kurz unten:

Hier noch kurz ein passendes, sinnvolles (da höhenverstellbar – unverschämt wichtig) Tischstativ dazu:

Das Highend Setup

Ich werde häufig gefragt was ich denn so zu Hause benutze, die Antwort ist mir immer fast schon peinlich, aber hier kommt Sie:
Da ich nebenbei für mich immer noch mal Musik aufnehme, Podcasts begleite, live streame und obendrein ein Nerd bin, hat sich für mich dieses Audio-Setup als sinnvoll herausgestellt:

Rode PSA1 Gelenkarmstativ: Ich kann so überall am Schreibtisch arbeiten und das Mikrofon in fast jede Position bekommen die ich gerade brauche. Für mich fast unersetzlich. Falls ihr sowas haben wollt, greift nicht zu den günstigen Varianten. Davon habe ich bereits zwei verschlissen, die halten schlicht nicht.

Spinne mit Pop Schutz: Ich habe die einfachste Variante. Funktioniert und tut ihren Dienst seit Jahren, damit bin ich für den Preis vollkommen zufrieden.

An der Spinne und dem Stativ hängt ein Audio-Technica 2050 Kondensatormikrofon: Ich bin absolut überzeugt davon, aber das kann ich von bisher allen Audio-Technica Geräten sagen mit denen ich bisher hantiert habe. Die umschaltbare Richtercharakteristik lässt mich das Mikrofon auch in anderen Situationen einsetzen, als nur für Stimme.

Das Mikrofon hängt an einem Voicetone TC-Helicon T1 Kompressor und De-Esser (Das führe ich hier jetzt nicht weiter aus). Das Gerät sorgt dafür, dass meine Stimme nicht verzerrt und die „S“-Laute minimiert werden. Benutze ich auch bei Bandprobe und anderen Sprachaufnahmen, also vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Ein Kondensator-Mikrofon ohne USB Anschluss muss über eine eigene Soundkarte mit Phantom-Speisung betrieben werden. Vorteil der externen Soundkarte ist auch eine sehr geringe Aufnahmelatenz. Hier gibt es eine schier unendliche Auswahl. Ich nutze das Focusrite 4i4 dafür. Damit habe ich mehrere Eingänge für Mikrofone und Instrumente, was gut für Podcasts oder Musikaufnahmen ist.

Damit ich bei Bedarf mehrere Kopfhörer nutzen kann brauche ich einen Kopfhörerverstärker. Dafür nutze ich den Presonus HP4. Tut seinen Job und verstärkt mehrere Kopfhörer.

Für Kameraufnahmen und auch um auch eine Konsole (Playstation 4) über den PC live zu streamen, braucht es eine Capture Card. In meinem PC werkelt die Corsair Elgato Game Capture HD. Das gibt mir die Möglichkeit neben der ganz oben genannten Webcam auch meine Spiegelreflex Kamera anzuschließen und damit Videos direkt über den PC aufzunehmen und live zu zeigen.

Für all diese Geräte braucht es natürlich potente und aktuelle Hardware. Ein einfacher Laptop kann das nicht leisten. Da dieser Artikel schon viel zu lang geworden ist, werde ich mich dazu nicht noch auslassen, rate aber dazu, für Webinare, Meetings und Livestreaming aktuelle Geräte mit aktualisiertem System zu benutzen.

Ich hoffe ich konnte ein paar Tipps und Anregungen geben. Falls es da noch Fragen zu gibt, dürft ihr mich gern auch auf Twitter anschreiben unter @diesdasmedien.

Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg in der digitalen Lehre und bei allem was ihr sonst so digital anstellt – Bleibt dabei, probiert neue Dinge und Wege aus und entwickelt euch weiter!